China und die Normen der Zukunft

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Veröffentlicht am 03.04.2025

China im Wettbewerb um die Normen der Zukunft: Technologiestandards als Schauplatz geopolitischer Rivalität

Im Rahmen der Webinarreihe "Chinas Technoligiemanagement" gab Dr. Daniel Fuchs, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Asien- und Afrikawissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin und Mitglied im Berlin Contemporary China Network, einen einstündigen Überblick zum Thema China im Wettbewerb um die Normen der Zukunft: Technologiestandards als Schauplatz geopolitischer Rivalität.

China hat sich in den letzten Jahren zu einem zentralen Akteur in der internationalen Normung entwickelt, was zu einer Verschiebung der geopolitischen Kräfteverhältnisse führt. Technische Normen bestimmen, wie Technologien weltweit entwickelt und eingesetzt werden, und wer diese Normen festlegt, hat eine bedeutende wirtschaftliche und sicherheitspolitische Macht. Chinas Aufstieg als Normungsmacht betrifft nicht nur die wirtschaftliche Dimension, sondern auch Cybersicherheit und ideologische Einflussnahme. Während der globale Norden traditionell die Normungsprozesse dominierte, ist China inzwischen ein wichtiger Mitgestalter geworden, was als Herausforderung für die bestehende Ordnung gesehen wird.

Die zunehmende Beteiligung Chinas an internationalen Normungsorganisationen, die verstärkte Teilnahme an technischen Komitees und die Übernahme von Vorsitzpositionen zeigen, wie strategisch wichtig die Normung für das Land geworden ist. Ein wichtiger Bestandteil der chinesischen Normungsstrategie ist die Förderung eigener Normen in Staaten des globalen Südens, insbesondere im Rahmen der Belt and Road Initiative (BRI). Durch bilaterale und multilaterale Kooperationen sowie die Förderung der eigenen Normen strebt China an, seine technologischen Standards global zu verankern.

Die internationale Normung ist von der Dominanz des Globalen Nordens geprägt, wobei die ungleiche Verteilung von Ressourcen und Wissen die "Standardisierungslücke" verstärkt. Dies führt zu einer neuen geopolitischen Dynamik, in der China als führender Akteur im globalen Süden auftritt. Die westlichen Länder reagieren besorgt auf Chinas Aufstieg, was zu verschiedenen Strategien führt, den Einfluss des Landes auf Normen zu begrenzen. Diese Reaktionen reichen von verstärkten Kooperationen, um China in die bestehenden Strukturen einzubinden, bis hin zu transatlantischen Bündnissen, die versuchen, Chinas Vormachtstellung in der Normung zu bremsen.

Für den globalen Süden bieten sich durch Chinas verstärkten Einfluss sowohl Chancen als auch Risiken. Die Verankerung chinesischer Normen könnte neue Abhängigkeiten schaffen, die zu Lock-in-Effekten führen. Langfristig könnte dies die politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit dieser Staaten gefährden. Insgesamt zeigt sich, dass Chinas Rolle in der internationalen Normung tiefgreifende Auswirkungen auf die globale Machtstruktur und die technologischen Entwicklungen weltweit hat.

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